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Theo Lauritzen arbeitet im Atelier

Theo Lauritzen arbeitet an der Brunnenfigur
'Mann mit Fisch'

THEO LAURITZEN

Plastiker

 

Text von Gisela K. Wolf

Die Kraft der Symbolik

Von der Malerei herkommend war Theo Lauritzen ein äusserst talentierter Zeichner. Wer deshalb seine bildhauerische Entwicklung verfolgt, entdeckt, dass nicht zuletzt das Zeichnen ihn zu konzessionslos sauberen Arbeiten befähigte.
  Bereits 1952 fanden anlässlich einer Ausstellung in Paris seine idolhaft abstrahierten Figuren, denen oft ein verspielter Humor eigen ist, bemerkenswerten Widerhall. Diese Figuren, wie etwa der flötenspielende Faun, das Pferd und der Zeitungsverkäufer, blieben seine Lieblingsthemen, die er über Jahrzehnte variierte und immer wieder überraschend neu und lebendig schuf.
  Bei seinen grossen, meist öffentlichen Werken, erreichte er eine strenge Reduzierung aufs Wesentliche, ohne jedoch die Deutlichkeit des Symbolgehalts zu mindern.

So zitieren zum Beispiel die "Basler Nachrichten" 1958 Dr. Martin Lusser anlässlich der Einweihung von Theo Lauritzens Bronzeplastik auf dem Allschwiler Friedhof wie folgt:
"In der heutigen Zeit des Materialismus und des reinen Realismus tut es gut, sich wieder mehr auf das Symbolhafte zu besinnen. Dazu dürfte diese über zwei Meter hohe Plastik, mit den Füssen fest auf dem Boden stehend, den Kopf zum Himmel gewendet, und die Schwingen zum Flug in ein besseres Jenseits bereit, auf dem Friedhof, der Stätte der Ruhe, der Besinnung und der Erhebung, sicher beitragen.'

  Den gleich prägnanten Symbolgehalt findet man unter anderem auch im Relief "La tortue et les deux canards" (Schulhaus Niederholz, Riehen), sodann bei der Grossplastik "Vordersteven" (Schulhaus Münchnestein) und bei der Freiplastik zum Wasserstelzen-Schulhaus in Riehen.

Schon in den 50er Jahren bezeichneten Kritiker seine Arbeiten als Werke, deren von innen herausgeschälte Bewegung den Triumph künstlerischen Wollens über die Starrheit der Materie bilden. Eine Tendenz, die zu Lauritzens wichtigsten Anliegen gehörte.
Theo Lauritzens letzte grosse Arbeit, die Metallplastik "Spiel mit zwei Quadraten" in der Essiganlage in Riehen, wurde 1975 eingeweiht. Dieses Werk, das ein Spiel mit zwei ungleich grossen Quadraten ist, die in der Diagonale in zwei Teile zerlegt und so gefaltet werden, dass daraus flache  oder aufragende Dreiecke entstehen, besteht aus zwei Zentimeter dickem Metall. Und Trotz des schweren Materials auch hier: Triumph der Leichtigkeit über die starre Materie, denn die rhytmische Gliederung der einzelnen Elemente suggeriert die beschwingende Vorstellung von über den Rasen flatternden Vögeln.

   Theo Lauritzen starb nach schwerer Krankheit am 20. September 1978 in Basel. Obwohl er zeit seines Lebens aus finanziellen Gründen seinem Brotberuf hat nachgehen müssen - zuerst als Bildredaktor bei Ringier und später als selbständiger Grafiker - hinterliess er ein umfassendes Werk, das durchwegs geprägt ist von einer symbolhaften, zukunftweisenden, geistigen Beweglichkeit, die heute mehr denn je ihre Berechtigung hat.